Pinot Noir im Bündnerland, Pinot Noir in der Schweiz


Die Pinot Noir Traube wird in der Presse oft als „kapriziös“ bezeichnet, sie sei eine Traube, die „nichts verzeihe“, werden die Winzer oft zitiert. Wir unterlassen es, ebenfalls in diesen Chor einzustimmen; man muss die Pinot Noir-Rebe als Ausgangspunkt für die Weinbereitung umfassender sehen. Das, was diese Traube besonders macht, sind nicht nur ihre spezifischen Eigenschaften; diese Traube ist besonders, weil aus ihr seit rund zwei Jahrzehnten in der Schweiz besondere Weine gemacht werden. Dazu verzeichnet dieser Wein einen grossen Zuspruch; es ist, nebst dem Merlot aus dem Tessin, die grosse Schweizerweinerfolgsgeschichte! Und das Phänomen umfasst die ganze Schweiz. Es gibt heute in allen traditionellen Schweizer Weinbaugebieten Spitzenweine aus Pinot Noir-Trauben. Dazu ist Pinot Noir in der Schweiz die Traubensorte mit der grössten Anbaufläche, die weissen Sorten mitgezählt.

Der grosse Erfolg der Bündner Weine und insbesondere solche aus der Pinot Noir-Rebe ist unbestritten; die gesamte Rebbaufläche ist seit 1970 mehr als verdoppelt worden. An diesem Erfolg sind viele Faktoren beteiligt, die meisten davon sind globale Phänomene:

Als erstes sei hier die stetige Klimaerwärmung genannt. Schaut man sich die offizielle Rebaustatistik im Bündner Rheintal an, so sieht man dies deutlich anhand der Mittelgradation (in Oechslegraden) der Jahrgänge 1960 bis 2012. Waren in den 90er Jahren Gradationen unter 90° noch möglich und solche mit 93° oder 95° die Regel, so steht der Mittelwert der Jahre 2000 – 2009 bei 99.7°. Fünf der zehn Jahrgänge hatten eine Mittelgradation von 100° und mehr Oechsle, wobei 2003 mit 106° und 2009 mir 104° das Spitzenduo bilden, alles Mittelwerte, notabene! Zum Vergleich die Mittelwerte 1960-69: 86.3°, 1970-79: 82.4°, 1980-89, 87.6°, 1990-99: 93.5°. Aus: Rebbaustatistik 2012, Fachstelle Weinbau, Plantahof, 7302 Landquart.

Dieses Phänomen trägt wesentlich zur allgemeinen Qualitätssteigerung bei, die bei allen Schweizer Rotweinen seit zwei Jahrzehnten zu verzeichnen ist. Wobei die physiologische Reife zunehmend auch Probleme bereitet: Beim Pinot Noir sind immer häufiger Alkoholwerte zu verzeichnen, die eher zu Typ „Neue Welt“ passen als zum erklärten Vorbild „Burgund“. Hohe Alkoholwerte, die als Folge von sehr warmer Witterung entstehen, liefern oft tiefe Säurewerte in den Weinen, was die Flaschenreifung problematisch macht, da hilft auch der Einsatz von Barriques nicht viel, die Weine wirken nach ihrer Fruchtphase schnell einmal ausgezehrt und hölzern.

Gerade bei der fruchtbetonten Weinen, die schon im Folgejahr gut trinkbar sind, schadet ein hoher Alkoholanteil (> 13 %) ihrem Charakter des leichten, unkomplizierten Landweins. Hier sind die Winzer und Winzerinnen gefordert; das Problem ist aber erkannt und daran wird auch gearbeitet. Mit der stetigen Erwärmung des Klimas wächst in Zukunft aber auch der Handlungsbedarf, mit dieser Herausforderung umzugehen.

Als zweites darf die Vinifikation genannt werden. Kenntnisse über Klima, Bodenbeschaffenheit, physiologische Reife der Trauben, die Fermentation, den Einsatz von Barrique usw. hat heute an allen Forschungs- und Bildungsstätten der Welt für angehende Önologen und Önologinnen einen vergleichbaren Standard erreicht. Dazu kommt, dass viele junge Winzer als Teil ihres Praktikums in die verschiedenen Weinbaugebiete der Welt ausschwärmen und wertvolles Know-how zurückbringen. Weinbau und Vinifikation sind generell professionalisiert worden; die eingesetzte Technologie ist heute in allen Weinbaubetrieben der Welt praktisch die gleiche.

Als drittes kann die Bestockung mit verschiedenen Klonen bezeichnet werden. Waren früher fast nur einheimische Klone im Einsatz, so bestocken heute praktisch alle Winzer und Winzerinnen ihr Rebberge mit verschiedenen Klonen. Diese Praxis orientiert sich ebenfalls an den internationalen Standards und wird auch zur Wetterrisiko-Minimierung bei den einzelnen Jahrgängen eingesetzt; speziell beim Fäulnisbefall kann dies einen Unterschied machen. Mit Hilfe der Forschungsanstalt Agroscope Changins-Wädenswil (ACW) wird auch in der Bündner Herrschaft am idealen Mix gearbeitet.

Und letztlich kommen noch international angewandte Qualitätsverbesserungsmassnahmen wie Ertragsbeschränkung und andere länderspezifische gesetzliche Regelungen, die generell die Qualität der Weine verbessern helfen.


Die folgenden Beschreibungen der jeweiligen Rebjahre haben wir von Graubünden Wein (Plantahof). Die ausführlichen Berichte findet man hier (www.graubuendenwein.ch).



Das Rebjahr 2015   


Die Qualität des Jahrgangs ist vorzüglich, obwohl die Menge leicht unter dem Durchschnitt liegt. Der Pinot Noir erreicht im Schnitt einen Zuckergehalt von 98 Grad Oechsle. Die Witterung im 2015 war gekennzeichnet von einem kurzen Winter, gefolgt von einem regnerischen Frühling und einem warmen, trockenen Sommer. Der Herbst war teilweise etwas kühler als üblich, dafür aber trocken.


Das Rebjahr 2014


Es gab zwar nur mittlere Erträge, die Qualität war aber gut. Der Pinot Noir erreichte einen Zuckergehalt von 97 Grad Oechsle. Probleme bereiteten den Winzern vor allen die unbeständige Witterung und die Kirschessigfliege. Wettermässig begann das Jahr mit einem milden Winter. Der Frühling war trocken, der Sommer wechselhaft. Auch der Herbst war unbeständig.



Das Rebjahr 2013


Das Wetter im Jahr 2013 war für die Winzer alles andere als erfreulich. Der Ertrag mit 15'000 hl ist eher gering. Es ist die kleinste Menge seit dem Jahr 1985, in welchem Winterfrost den Ertrag schmälerte. Dem gegenüber stehen Weine mit einer ausgezeichneten Qualität. Die Pinot Weine erreichten einen formidablen Zuckergehalt von 101 Grad Oechsle.



Das Rebjahr 2012


Die Witterung im Rebjahr 2012 lässt sich wie folgt zusammenfassen: Auf ein extremer Winter folgte ein warmer und trockener Frühling. Der Sommer und der Herbst waren eher wechselhaft, wobei es ab Mitte Oktober endlich schön wurde und der Traubentrockner (Föhn) seinen Dienst erweisen konnte. Der Ertrag war etwas kleiner als im Mittel, die Qualität versprach aber Erfreuliches. Der Blauburgunder erreichte einen Zuckergehalt von 98 Grad Oechsle - ein optimaler Wert.




weinclub maihöfli